Residenz und Ausstellung BEGEHUNGEN 2021

 

Im Rahmen unserer Residenz bei den BEGEHUNGEN Chemnitz #18, die unter dem Thema „Leerzeit“ standen, haben Johannes Mundinger und ich eine großformatige Wandollage entwickelt. Die Arbeit trägt den Titel „Homo Faber“ und ist das Resultat unserer Recherchen und von Interviews, die wir mit Chemnitzer:innen geführt haben, die zu einem Zeitpunkt ihres Lebens selbst
von Arbeitslosigkeit betroffen waren.

 

 

Im begleitenden Heft kommen Menschen zu Wort, die vom Potential der „Leerzeit“ erzählen. Von den Rückschlägen und Ängsten die damit einhergingen, aber auch von neuen Möglichkeiten zu sozialem Engagement, ehrenamtlicher Arbeit oder zur Reflexion über das eigene Leben
und die gesellschaftlichen Verhältnisse.

 

Arbeit bestimmt unseren Platz in der Gesellschaft. Sie wirkt identitätsstiftend,
strukturiert unseren Tag und unser Leben, gibt unserer Existenz Ziel und Sinn.

Doch nicht alle Arbeit wird als wertvoll anerkannt. Das gemeine Verständnis reduziert „Arbeit“ auf Erwerbsarbeit. Mit unserem Projekt, wollen wir all jene Tätigkeiten in den Fokus rücken, die aus diesem verengten Begriff von Arbeit herausfallen.

 

 

Chemnitz war seit dem 19. Jahrhundert eine boomende Industriemetropole mit einer stetig wachsenden Arbeiterbevölkerung. In der DDR, war ein Drittel der in der sächsischen Industrie Beschäftigten in Karl-Marx-Stadt zu Hause. Als mit der Wiedervereinigung die Privatisierungen begannen und zahlreiche Betriebe geschlossen wurden oder massiv Stellen abbauten, traf das die Stadt besonders hart. Die Arbeitslosigkeit in Chemnitz stieg bis 1994 auf über zehn Prozent.

 

Ohne Frage kann Arbeitslosigkeit zerstörerisch auf Gesellschaft und Individuum wirken, das beweisen nicht zuletzt die politischen Entwicklungen der vergangenen Jahre.

Wer seinen Arbeitsplatz verliert, büßt damit oft nicht nur seinen Wohlstand, sondern auch seine soziale Stellung ein – doch er gewinnt auch Zeit und Freiheit.

Wir gehen mit unserer Arbeit der Frage nach, ob und wie die entlassenen Arbeiter:innen diese Möglichkeiten genutzt haben. Dabei ließen wir uns von der Idee leiten, dass man auch ohne Bezahlung und gesellschaftlichen Zwang seine Welt schaffen und verändern kann.